Die Mongolei als Vorreiter gegen das Coronavirus
Die Völker der Welt gehen mit der Gefahr durch das Coronavirus sehr unterschiedlich um. Die einen sind mehr, die anderen weniger erfolgreich mit ihren Maßnahmen.
Ein Land, das früh aktiv geworden ist, in dem die Bevölkerung aktiv mithilft und das insbesondere auch in der digitalen Lehre Maßstäbe setzt – ist die Mongolei. Darüber berichten Asienwissenschaftler der Universität Bonn in diesem “Lebenszeichen”.
Die Mongolei, ein oft mit nomadischer Weideviehwirtschaft assoziertes postsozialistisches Land, das nun dem „Globalen Süden“ zugeordnet wird, hat Deutschland beim Umgang mit der für uns alle historisch neuen Situation einiges voraus: In diesem demokratischen Nachbarstaat Chinas fielen erste Quarantäne-Entscheidungen präventiv, Bildungseinrichtungen wurden schon Ende Januar geschlossen, und sogleich begann mit multimedial verfügbarem Material der Fernunterricht. Uns als Lehrende und Forschende interessierten zunächst vor allem Erfahrungen im Bildungsbereich, doch Recherchen und Telefoninterviews erbrachten weitere interessante Aspekte zu bemerkenswert konstruktiven Strategien in dieser Krise.
Was können wir von der Mongolei lernen?
Neujahr elektronisch
Seit Beginn der Pandemie gab es in der Mongolei intensive Debatten über Schutzmaßnahmen. Akuter Entscheidungsbedarf bestand im Vorfeld des Neujahrfestes Cagaan Sar. Mit Blick auf die Lage in China wurden Besuchsreisen verboten, sowie jenseits der Kernfamilie alle traditionellen zolgolt-Begrüßungszeremonien, bei denen Jüngere Älteren mit vorgestreckten Unterarmen symbolisch Respekt erweisen.
Allerdings gab es innerhalb vieler Familien Streit darüber, ob in Wahrung der mongolischen Traditionen die Neujahrsbegrüßung nicht doch in gewohnter Manier stattfinden sollte:Um der Bedeutung des Festes trotz Ansteckungsgefahr gerecht zu werden, riefen Medienkampagnen dazu auf, die Feiertage daheim zu verbringen und Technologien zu nutzen, um Neujahrsgrüße auszutauschen.
Jüngere wurden aufgefordert, als Kommunikatoren zu fungieren und die Alten dabei zu unterstützen, mit elektronischen Mitteln zu kommunizieren.
Zur Umsetzung der Quarantäne wurden Überlandstraßen und öffentlichen Verkehrsmittel vorübergehend gesperrt, und nach dem Corona-frei verlaufenen Neujahr etablierten buddhistische Klöster mobile Apps, damit Gläubige religiöse Dienstleistungen aus räumlicher Distanz wahrnehmen können. Alle Feiertage im März (Internationaler Frauentag, Vatertag sowie das kasachische Frühlingsfest Nauryz) wurden weit vorausschauend abgesagt.